BESCHREIBUNG
Bei Cybermobbing handelt es sich um systematische und wiederholte Angriffe im digitalen Raum auf die physische und/oder psychische Integrität eines Menschen über einen längeren Zeitraum hinweg. Es geht darum, die betroffene Person auszugrenzen und zu isolieren und die eigene Macht und das Ansehen zu stärken.
Die Besonderheit bei Cybermobbing ist, dass die Mobbenden oft anonym bleiben. Durch die Distanz entsteht oft eine Enthemmung im digitalen Handeln.
Außerdem gibt es oft viel mehr Zuschauende als bei analogem Mobbing. Ort und Zeit ist hinfällig beim Cybermobbing, da der digitale Raum die ganze Zeit präsent ist. Das heißt auch, dass Abgrenzung schwieriger wird; oft wird das Mobbing nach einem Ortswechsel fortgesetzt. So wird von den Betroffenen fast immer ein Kontrollverlust wahrgenommen – auch weil die Daten sich mitunter unkontrolliert verbreiten und schwer zu löschen sind.
Elemente des Cybermobbing können gegen bestimmte Rechtsnormen verstößen, wie zum Beispiel Beleidigung (§ 185 Strafgesetzbuch), üble Nachrede und Verleumdung (§§ 186 & 187 Strafgesetzbuch) oder Bedrohung (§ 241 Strafgesetzbuch).
Alle können von Cybermobbing betroffen sein. Jedoch sind die betroffenen Kinder/Jugendlichen oft sozial kaum eingebunden, bzw. haben kein stabiles soziales Netz.
UMGANG
Intervention:
- behutsam mit betroffenen Kindern und Jugendlichen sprechen, ihnen zuhören
- Betroffene ernst nehmen, sie schützen und stärken
- nicht gleich aufgeben, wenn Betroffene die Hilfe ablehnen. Häufig ist Angst vor der Peer-Group, den Mobbenden oder den Eltern im Spiel; weiter im Gespräch bleiben
- Schauen, wie es der betroffenen Person geht und was für sie getan werden kann; herausfinden, ob Selbst- oder Fremdgefährdung im Raum steht.
- kein Smartphone-Verbot für Betroffene, eher Empfehlung für smartphonefreie Zeit, um wieder zu Kräften zu kommen
- Bystander gewinnen für Solidarisierung mit den Betroffenen (z.B. Unterstützendes posten)
- gemeinsam mit Betroffenen über die nächsten Schritte sprechen
- sich ggf. Beratung und Unterstützung holen
- Beweise sammeln (sichere Screenshots) und sichern
- Mobber:innen blockieren
- Anzeigen und Melden bei Dienstanbieter
- sich in schweren Fällen ggf. an die Polizei wenden und Anzeige erstatten
Interventionsmaßnahmen immer in Absprache mit den Betroffenen -außer bei gravierenden Fällen, bei denen jedoch Interventionsschritte im Vorhinein den Betroffenen gegenüber transparent gemacht werden.
Prävention:
- Werterahmen schaffen: gegenseitiger Respekt, Anerkennung von Differenz/Unterschiedlichkeit
- Vertrauen schaffen, so dass sich Kinder und Jugendliche bei Fragen zu offen an Einrichtung/Fachkräfte, bzw. andere erwachsene Vertrauenspersonen wenden
- Kinder und Jugendliche stärken in Solidarität und Empathie
- Ressourcen für ein gutes und vertrauensvolles Gruppenklima stärken
- Partizipation ermöglichen
- über Risiken von Cyber-Mobbing aufklären
- über Rechtliches informieren
- klare Haltung zeigen
- Bystander motivieren, Unterstützende zu werden
- im offenen Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen bleiben, sich für sie interessieren
- auf Hilfsangebote aufmerksam machen
- Kommunikationsregeln vereinbaren, die sowohl offline, als auch online gelten (Nettiquette entwickeln -> Klassenchat)
BERATUNG UND UNTERSTÜTZUNG
Offizielle Beschwerdestellen:
www.internet-beschwerdestelle.de/de/
Jugendschutz im Internet: www.jugendschutz.net/verstoss-melden
Beratung / Unterstützung:
Prävention und online-Beratung bei Cybermobbing:
https://www.cybermobbing-hilfe.de/
HateAid: Beratung für Betroffene digitaler Gewalt
https://hateaid.org / insta: @hateaid
Klicksafe: Infos und Materialien zur Förderung von Online-Kompetenz von jungen Menschen
www.Klicksafe.de
…explizit für junge Menschen:
Peer-to-Peer-Beratung bei Cybermobbing und anderen Online-Problemen:
https://www.juuuport.de/
Beratung bei Cybermobbing:
https://www.cybermobbing-hilfe.de/
Infos und Unterstützung im Netz für Jugendliche
https://www.handysektor.de
LITERATUR UND MATERIALIEN
Wachs, Sebastian & Schubarth, Wilfried. (2021). Schule und Mobbing.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (Hg.): JIM 2023. Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Stuttgart (2023).
Materialien:
Klicksafe (Hrsg.):
- Was tun bei Cybermobbing. Systemische Intervention u Prävention
- Cybermobbing. Rechtzeitig erkennen und richtig handeln
- Vom Bystander zum Upstander – Tipps für Jugendliche bei Cybermobbing
Plakat in einfacher Sprache: Was tun bei Cybermobbing?